Di

31

Mai

2022

9 Jahre später

Oh man...

9 Jahre. Und ich entschließe mich dazu, wieder Artikel hier rein zu schreiben.

Dafür gibt es zwei Gründe.

 

Erstens: Ich habe in den letzten Wochen mit einigen lieben Menschen über meinen Blog geredet und selbst auch noch einmal ein bisschen hier gestöbert. Ich musste bei vielen Dingen die ich gelesen habe grinsen. Bei vielen Dingen musste ich weinen. Bei vielen Dingen habe ich gedacht "Wow, stimmt ja - so war das." Aber vor allem ist mir klar geworden, dass ich den Blog 'damals' nicht nur für euch geschrieben habe - sondern auch und vor allem für mich selbst.

Gedanken, Gefühle und Erlebnisse herunterzuschreiben hat mir vielleicht in den letzten Jahren gefehlt. Es ist so viel passiert. Das erneute Blog-Schreiben ist für mich ein Versuch wieder eine Möglichkeit zu finden, Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten.

 

Zweitens: Am Sonntag, 29.05.22 ist Racheal verstorben. 

Ich weiß nicht genau, warum mich das so unglaublich mitnimmt, aber das tut es. Racheal war eines der glücklichsten Kinder, die ich jemals kennengelernt habe. Die Anschaffung eines Rollstuhls für Racheal war der erste Grund, warum ich je um Spenden von euch gebeten habe.

Racheal war verdammt noch mal ein Sonnenschein - für mich und für das gesamte Babies Home.

Die Arbeit mit ihr war ein wesentlicher Grund für mich, das Sonderpädagogik-Studium zu starten.

Ich weiß, dass Racheal oft schlimme Schmerzen hatte. Viele Krankenhaus-Besuche habe ich gemeinsam mit ihr unternommen. 

Nach einigen Tagen konnte sie aber immer wieder lachen. Und alle haben sich stets mit ihr gefreut.

Ich bin glücklich, dass Racheal keine Schmerzen mehr haben muss und ich bin dankbar dafür, dass sie so vielen vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Sa

10

Aug

2013

Abschied

„Ich schätze mal so ist Abschied nehmen immer – wie der Sprung von einer Klippe. Das Schlimmste ist, sich dazu durchzuringen. Sobald man in der Luft ist, kann man nichts weiter tun als loslassen.“ (Lauren Oliver)

 

Ja, so ist das wohl und beschreibt meine momentane Lage eigentlich ziemlich genau…

 

Morgen findet unsere Abschiedsfeier im Babies Home statt, wo wir die Kinder noch mal so richtig mit Keksen, Kuchen, Pudding und allem was süß ist und Spaß macht, vollstopfen.

 

Am Dienstag ist dann mein letzter Tag im wunderschönen Fort Portal, bevor ich Mittwoch den Rückflug antrete und mit der bisher wertvollsten, grandiosesten und erlebnisreichsten Reise abschließen muss...

„Der Abschied ist die Geburt der Erinnerungen…

…. Und Erinnerungen sind Wärmflaschen fürs Herz.“ (Rudolf Fernau)

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Mi

24

Jul

2013

Die letzten Tage in Fort Portal…

Hallo alle Menschen, die das hier lesen.

 

Auch wenn meine Zeit hier immer weniger wird habe ich das Gefühl, die Erfahrungen die ich mache sind dafür umso zahlreicher und prägender für mich…

 

Im Babies Home versuchen Lisa und ich, die Zeit, die uns noch verbleibt, auszuschöpfen und mit den Kindern zu genießen (siehe Fotos des letzten Eintrags). Wir malen, machen Musik, laufen Slackline, schminken uns oder lassen die Kids stundenlang hinter Seifenblasen her rennen. Ich muss sagen, ich werde echt nicht müde, den Großteil meiner Zeit bei den Kindern zu verbringen. Außerdem haben Lisa und ich viel zu tun mit kleinen Abschiedsgeschenken und der Planung einer gemütlichen Abschiedsfeier, für die es ja bald Zeit wird…

Am letzten Wochenende hatte ich endlich einmal die Chance zu einer traditionellen ugandischen „Introduction“ zu gehen, zu welcher uns eine Freundin einlud, obwohl weder Lisa noch ich Braut oder Bräutigam kannten. Uns wurde sogar jeweils ein traditionelles Gewand besorgt, was zwar ziemlich chic und angemessen war, allerdings haben Lisa und ich vollkommen versagt, denn wir bewegten uns in den Teilen wie zwei hilflose, dicke Klötze und hatten es auch nicht wirklich drauf die Dinger richtig um uns herum zu binden… somit blieb uns lediglich die Lösung uns einfach so wenig wie möglich zu bewegen. Soviel also zu unserem Dresscode während dieses Events.

 

Die „Introduction“ bedeutet, dass der zukünftige Ehemann einer Frau den Vater der Braut davon überzeugen muss, dass er seiner Zukünftigen genug „bieten“ kann. Es wurden unzählige Getränke-Kästen, welche von Angehörigen des Bräutigams herbei getragen wurden vor dem Vater der Braut abgestellt. Außerdem riesige Behälter gefüllt mit dem traditionellen, selbstgebrauten, ugandischen Bananenbier. Der Vater der Frau probierte es um zu entscheiden, ob es süß genug war und der Bräutigam diese „Probe“ bestanden hatte. Während der gesamten Prozedur (insgesamt dauerte die Introduction 6 Stunden) wurde ich Zeuge unzähliger Bräuche und Traditionen, welche ich zwar größtenteils nicht verstand, aber sehr schön und interessant fand. Der gegenseitige Respekt zwischen den Familien war deutlich zu spüren und ich bin froh, dass ich die Chance hatte diese Erfahrung machen zu dürfen. Es war ein toller Tag.

Allerdings wird mir momentan auch oft klar, wie viele traurige oder völlig unverständliche Dinge wohl oder übel in meinen Alltag hineinplatzen…

 

Eines der einschneidensten Ereignisse in meinem gesamten Uganda-Jahr erlebte ich in der letzten Woche. Vielleicht erinnert ihr euch an meine Erzählungen über den Einbruch in unser Haus zu Beginn meiner Zeit hier. Solche Diebstähle haben sich immer wieder (insg. 7 Mal bei uns) wiederholt und auch unsere gesamte Nachbarschaft blieb von Hauseinbrüchen nicht verschont.

Vor einigen Tagen meldete sich die Polizei aus unserem Viertel und teilte mit, dass die Diebe gefasst seien. Die „Opfer“ der Einbruch-Serie (also wir) sollten unverzüglich zu der Polizei-Station kommen, welche im Übrigen aus zwei kleinen Blechhütten auf einer Wiese inmitten unseres Viertels besteht. Die Verhörungen der einzelnen Männer bestand darin, dass diese auf dem Boden in einer der Blechhütten kauerten, während die Polizisten mit Stöcken auf sie einschlugen um ein Geständnis zu erreichen. Jeder x-beliebige Fußgänger durfte vorbeikommen, um  dies alles zu beobachten oder auf die Schuldigen zu spucken. Einmal schlug eine Polizistin so hart mit dem Stock auf den Kopf eines Mannes, dass der Stock zerbrach und eine Platzwunde auf der Stirn hinterlassen hat. Nachdem die rund 20 Männer einzeln derartig „verhört“ wurden schubste man sie, so entstellt und verletzt sie waren, in die zweite Blechhütte und kettete sie an dessen Wände. Den Großteil der Zeit verbrachte ich außerhalb der Hütten und versuchte die Geräuschkulisse zu ignorieren, scheiterte bei diesem Versuch jedoch. Einer der Polizisten stellte mir einen der Männer gegenüber und sagte zu diesem „Schau sie an! Diesem Mädchen hast du ihr Eigentum gestohlen!“ – Weder ich, noch der Mann nahmen Blickkontakt auf.

 

Ich weiß nicht genau, was dieser Tag in mir auslöste, aber was mir nicht mehr aus dem Kopf geht sind die Schreie der Männer, das Lachen der Polizisten und wie diese ihre Macht und Überlegenheit genossen. Die Polizei ist doch dafür da um Gerechtigkeit im Namen des Rechtes zu schaffen. Aber inwiefern lassen sich Recht und Gerechtigkeit überhaupt vereinbaren?! Hat man das RECHT diese Menschen für den Diebstahl unserer Laptops oder sonstigem Eigentum derartig zu misshandeln und zu entwürdigen? Wer entscheidet eigentlich welche Menschen „böse“ oder „gut“ sind?!

 

„GUTES kann NIEMALS aus Lüge oder Gewalt entstehen.“ (Gandhi)

 


… Bei allem was ich erlebte und auch noch in den verbleibenden 3 Wochen erleben und sehen werde, bin ich unendlich dankbar Jemanden zu haben, der sich mit mir freut oder aufregt, lacht oder wütend über Dinge ist oder einfach eine Pizza mit mir isst, wenn alles doof ist (-:

 

 

 

Macht es gut, bald werd ich euch alles persönlich erzählen können ;)

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Di

16

Jul

2013

Pictures in mind (-:

Hallo.

 

Es ist großartig hier !! Jawoll, das ist es wirklich.

Noch ein paar Fotos für euch und das war's dann schon von mir dieses Mal...

 

Sorry, mehr Text kann ich momentan nicht entbehren, dafür gibt es in letzter Zeit zu viele besondere Momente, die ich beschreiben könnte.

 

Genießt die Sonne ihr Lieben!

 

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Sa

22

Jun

2013

Phantasie ist wichtiger als Wissen…

 

… merke ich an jedem neuen Tag, den ich mit den Kindern verbringe und an dem ich sie dabei beobachten darf, wie sie jeden nur möglichen Gegenstand zweckentfremden oder zu allem anderen als dem eigentlichen Gebrauch verwenden…

 

Momentan bin ich ja alleine im Babies Home, da Lisa gerade ihre Urlaubstage in Anspruch nimmt, was für mich bedeutet, dass die doppelte Menge an Kindern auf mir herumspringt, weil mir niemand mehr dabei hilft sich von ihnen belagern zu lassen (FÜHL DICH SCHLECHT LISA!).

Ich ergebe mich den Kleinen also ehrfürchtig und versuche allen Wünschen nachzugehen, die sie mir gegenüber äußern. Besonders häufig bekomme ich „Tilisa Penniii“ zu hören, wenn ich durch das Tor des Babies Homes trete, was soviel bedeutet wie „Theresa, Stift!“, womit sie wiederum ausdrücken wollen, dass sie Kreide  malen möchten. Das heißt jedes Mal ein Highlight für sie, eine Attraktion für mich und naja… viele schmutzige, angemalte Kinder für die Mütter zum Saubermachen. Da es ja verständlicherweise viel zu langweilig ist einfach auf den Boden zu malen, kam Isingoma auf die glorreiche Idee sich selbst zum „Muzungu“ umzuwandeln und weiß anzumalen. Während ich also vergeblich versuchte ihm zu erklären, dass er doch bitte weiterhin schöne, kreative Dinge auf den Boden zaubern solle, fing Nabaasa an die Kreide zu essen, während zwei andere Kids das Auto unserer Chefin anmalten. Aber was hätte ich tun sollen? Die Kleinen in ihrer kreativen Phase unterbrechen und damit ihre künstlerische Freiheit eingrenzen? Nein, das habe ich nicht verantworten wollen, wo doch jeder weiß, dass man Kindern ihre Freiräume lassen muss. Also tat ich vollkommen überrascht, als die schockierte Leiterin bemerkte, dass ihrem Auto ein neuer Anstrich verliehen wurde, lachte mir allerdings insgeheim ins Fäustchen und freute mich über das Lächeln, was mir die Kids somit schon am frühen Morgen ins Gesicht gezaubert hatten.

 

Nein, es kann einfach nicht langweilig werden mit diesen Kindern. Man hat entweder tierisch viel Spaß und kann über sie lachen, muss irgendjemanden trösten oder bewahrt sie davor, sich selbst zu zerstören, indem sie jegliche Dinge die sie finden in den Mund nehmen und versuchen zu essen.

Erst vor zwei Tagen fand es Roggers unglaublich lustig eine Plastiktüte, die er aus dem Müll geklaut hatte über den Kopf zu ziehen und als Hut zu nutzen, bis die anderen Kids sie ihm grinsend übers Gesicht zogen und er realisierte, dass es gar nicht so lustig war ohne Sauerstoff durch die Gegend zu laufen. Die Tüte wurde somit als Spielzeug abgeschrieben...

...bevor Roggers die Tüte zum Verhängnis wurde..
...bevor Roggers die Tüte zum Verhängnis wurde..

 

Ich habe also versucht den Kleinen weniger risikoreiche Dinge zum Spielen zu geben, schnappte mir ein paar Handpuppen in der Absicht ein Puppentheater anzuzetteln. Als die Kinder allerdings die sprechenden, sich bewegenden Figuren auf meiner Hand sahen fingen sie panisch an zu schreien, zu weinen und wegzulaufen. Ich war so verwirrt und überrascht über diese Reaktion, dass ich mit allen Mitteln versuchte sie davon zu überzeugen, dass Handpuppen ziemlich cool sind. Man kann sich das so vorstellen: Viele kleine Kinder die schreiend wegrennen, während ich böse lachend und voller Schadenfreude mit einer Kasperle-Handpuppe hinter ihnen her laufe.

Habe letztendlich aber akzeptiert, dass ich die Einzige bin, die auf Handpuppen steht…

 

Oh man, es geht mir so gut!!!! Ich kann den lieben langen Tag viele kleine Kinder quälen und habe dazu noch Dauer-Sonnenschein.

 

Momentan ist es hier allerdings so heiß und trocken, dass die meisten Menschen (vor allem die Boda-Fahrer) OP-Masken tragen, da man ununterbrochen und zwangsläufig den roten Staub von den nicht-asphaltierten Straßen einatmet… aber ansonsten bin ich höchst zufrieden was das Wetter angeht und freue mich, dass ihr in Deutschland anscheinend nun auch von dem einen ins andere Extreme gerutscht seid.

 

Hier ist in den vergangenen Wochen Einiges passiert.

Drei Kinder unseres Homes wurden adoptiert. Da ich mich mit einer Adoptivmutter besonders gut verstanden habe und viel Zeit mit ihr verbrachte, durfte ich den enorm schwierigen Prozess der Adoption genau miterleben und habe jetzt sogar Kontakt zu der zuständigen Adoptions-Organisation in Amerika. Als „freiwillige Mitarbeiterin“ schreibe ich nun Berichte über die Persönlichkeiten unserer Kinder und kann somit vielleicht helfen Familien zu finden…

Neben der Tatsache, dass also drei unserer Jungs nun eine richtige Familie haben, hat es endlich geklappt, dass ein Rollstuhl für eins unserer behinderten Kinder besorgt werden konnte, auch wenn der Transport mit einem Boda für einige blaue Flecken auf meinen Oberschenkeln sorgte… an dieser Stelle noch einmal Danke an all‘ die Menschen, die uns mit ein bisschen Geld unterstützen!!! : -)

Neben der Rollstuhl-Anschaffung sind wir zudem mittendrin in unserer „Kissen-Produktion“.

Da keins der Kinder ein Kissen im Bett hat sind wir dabei Mini-Kissen im Mädchen-\Jungen-Design mit Namen vorne drauf anzufertigen, damit die Kids eine kleine Erinnerung an uns haben werden, wenn wir in weniger als acht Wochen wohl oder übel abhauen müssen…

 

Aber bevor ich wiedermal melancholisch werde, weil mir die Zeit hier wegzurennen scheint, verabschiede ich mich und schicke euch viele fröhliche Gedanken aus meinem Babies Home in Uganda : -)

 

"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." (Albert Einstein)

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So

19

Mai

2013

Kleine Freuden

Haaallöchen Freunde !

 

Also, zuerst mal muss ich noch kurz was über meinen Geburtstag erzählen, der zwar nun schon länger her, aber trotzdem einen Teilabschnitt in diesem Artikel wert ist. Der Tag fing damit an, dass morgens erst mal ein ANANAS-KUCHEN von meinen Mitbewohnern und fast ein ganzes Kilo Kaugummis auf mich warteten (was vermutlich damit zusammenhängt, dass ich auf beides ziemlich stehe!). Im Babies Home begrüßten mich 50 gut gelaunte Kids, die in Dauerschleife „Happy Birthday Telesa“ sangen und sogar versuchten einen Tanz dazu zu kreieren (Videos zeige ich euch, wenn ich zurück bin). Nachdem Lisa und ich also allen Kindern und Mothers eine große Ladung Kekse, Schokoladenpudding und Götterspeise ausgegeben haben, wonach die Kleinen das Mittagsessen vollkommen unverständlicherweise verweigerten, hat Lisa für mich gekocht (Mit Ananas-Muffins zum Nachtisch)! : ) Auch meine lieben Freunde vom Markt schenkten mir „Geburtstags-Karotten“ und „Geburtstags-Ananas“, ziemlich cool! =D

Die Kinder haben sich zumindest echt gut gemerkt, wie sie an Süßigkeiten kommen, denn am nächsten Morgen als ich ins Babies Home kam, rannten sie auf mich zu und riefen „Happy Birthday Telesa! Give us biscuits!“ –seitdem habe ich öfter mal Geburtstag, also immer dann, wenn die Kids sich Kekse erhoffen.

Vor ein paar Wochen waren wir mit einem ugandischen Freund, welcher Farmer ist, auf seiner Teeplantage, das ist wirklich ein Wahnsinns-Anblick! Hier in Uganda und gerade in Fort Portal und Umgebung gibt es einfach massenweise Teefelder, ich hoffe die Fotos verschaffen einen ungefähren Einblick : )

Auch im Babies Home ist alles wunderbar. Wenn Lisa und ich die Kleinen mal nicht gerade mit deutschen Massage-Geräten foltern, spannen wir die Slackline auf oder verpassen ihnen mit der Bastelschere einen neuen Haarschnitt.

Allerdings müssen wir uns in letzter Zeit immer öfter von Kindern verabschieden, die zurück zu ihren verbliebenen Verwandten kehren (sofern sie welche haben), was an sich ja eine gute Sache ist, aber je länger ich nun im Babies Home bin, desto schwerer fällt es mir zu wissen, dass ich dieses Kind eben nicht wiedersehe. Außerdem fällt es nicht immer leicht die Kinder gehen zu lassen, wenn man nicht weiß, wie es nun tatsächlich für sie weitergeht, ob die Verwandten genug Geld haben, um dem Kind eine Schulausbildung zu ermöglichen und eine Zukunft zu sichern. Man kann eben nur hoffen, dass es klarkommt. Zumindest sind wir in der Gewissheit, dass das Babies Home eine tolle Grundlage geschaffen hat.

Im letzten Monat ging es also für Kule und Jane zurück zu den Angehörigen.

Jetzt mal dazu, wieso ich auf die Überschrift für diesen Artikel gekommen bin.

 

Vor etwa einer Woche ging ich auf den Markt und fand eine ugandische Freundin von mir, Lucy, bei der ich jeden Tag vorbeischaue in der Mitte einer Traube von Frauen. Sie war am Weinen und erzählte mir man habe ihr ganzes Geld gestohlen (Man legt es hier immer einfach unter die Folie auf der das Gemüse gelagert ist). Zwar war es nur der Verdienst eines Tages, aber für sie eine ziemlich bedeutende Summe und sie erklärte, ihr Mann sei gar nicht begeistert, wenn sie ohne Geld nach Hause käme. Außerdem fand sie es traurig, dass man niemandem mehr trauen könne, nicht einmal ihren Freunden auf dem Markt. Ich wollte ihr also irgendwie eine kleine Freude machen, ohne einfach nur Geld zu schenken (und damit die Rolle des Weißen zu bestätigen). Also kam ich am nächsten Tag wieder und schenkte ihr einen kleinen Brustbeutel, den man um den Bauch bindet und vorne in zwei kleine Taschen Geld hineinstecken kann. Von ihrer Reaktion war ich allerdings völlig überfordert. Zuerst fiel sie mir laut schreiend um den Hals und anschließend rannte sie quer über den Markt, um allen Leuten zu zeigen, was für eine ultracoole Tasche sie nun habe und dass ihr nie wieder Geld gestohlen werden könne. An diesem Tag gab es also Karotten, Tomaten, Zwiebeln und Paprika umsonst für mich. =D

Seit ich ihr also diesen Brustbeutel gegeben habe ist das Erste, was ich jeden Tag sehe, wenn ich auf den Markt komme, Lucy, die meinen Namen rufend mit der kleinen Tasche winkt, um mir immer wieder aufs Neue zu zeigen, dass sie das große Geld in die obere und das kleine Geld in die untere Tasche steckt.

Wieso genau ich das erzähle weiß ich nicht, aber wahrscheinlich weil ich hier unglaublich oft riesige Freude über noch so kleine Dinge erlebe, sodass es mich nicht nur schwer beeindruckt, sondern mitreißt und tagelang gut gelaunt macht. Das Schönste an der ganzen Sache ist, dass ich diese Freude nicht nur bei den Kindern erlebe, wenn sie zum Beispiel einen Keks bekommen, sondern auch bei Erwachsenen jeden Alters!

 

„Wenn mehr von uns Essen und Freude und Gesang höher schätzen würden als gehortetes Gold, so wäre es eine glücklichere Welt.“ (J.R.R. Tolkien, Der Hobbit)

 

Zum Schluss will ich euch das strahlende Antlitz eines wahren kleinen Helden nicht vorenthalten, an welchem ich mich jeden Tag aufs Neue erfreue! :P (die ersten Meter läuft er jetzt allein!!)

Macht es gut, lasst was von euch hören und ich hoffe ihr genießt die erste Anzeichen des Sommers : )

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So

21

Apr

2013

Leichtigkeit des Seins.

„Ein Kind kann einem Erwachsenen immer drei Dinge lehren: grundlos fröhlich zu sein, immer mit irgendetwas beschäftigt zu sein und nachdrücklich das zu fordern, was es will.“ (Paulo Coelho)

Wenn ich die momentane Zeit irgendwie beschreiben soll, dann kann ich, außer dass ich glücklich bin nur sagen, dass alles unglaublich intensiv scheint. Es ist die wohl bisher intensivste Zeit im Babies Home mit den Kids für mich. Nicht nur, weil sie mich aufgemuntert haben, als Tim weg war, sondern, weil mir immer wieder auffällt wie sehr ich an jedem Einzelnen hänge und wie krass die Kleinen mir eine komplett andere Sichtweise auf die Welt und alles, was eben so passiert, geben. Wie eindringlich und lange man sich mit kleinen Dingen, wie einer Plastikverpackung beschäftigen kann, wie kostbar es ist jeden Tag eine warme Mahlzeit auf dem Tisch stehen zu haben, die einfach nur sättigt und einem genug Energie für den Tag gibt und wie groß die Freude somit über einen halben Butterkeks sein kann.

Ja, manchmal setze ich mich im Babies Home einfach hin und beobachte fasziniert, wie unbeschwert die Kids sind. Irgendwie denke ich bei ihrem Anblick aber niemals „Wow, wie naiv sie noch sind und wie wenig sie vom Ernst des Lebens wissen“, sondern „Hey, wie gern würd ich öfter mal ihre Gedanken und ihre Sicht auf die Dinge haben“, allerdings habe ich das Gefühl, dass sie mir diese Gelassenheit schon etwas angelernt haben und ich hoffe doch mal stark, dass noch was davon übrig ist, wenn meine Füße wieder deutschen, hektischen Boden betreten.

Während ich eine Zeit lang alles als normal ansah, was hier so auf den Straßen abgeht und wie es hier aussieht habe ich im Moment das Gefühl noch mal alles bestaunen zu können, wie in meinen ersten Wochen in Uganda. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich bereits Kontakt zu meiner Nachfolgerin habe, was bei mir natürlich alle Alarmglocken läuten lässt und ich mir jeden Tag bewusst mache, wie schnell die Zeit rennt und ich alles, was ich sehe in vier Monaten nicht mehr haben werde und somit aufsaugen muss wie ein Schwamm.

Kurz gesagt: ICH HAB PANIK! ICH WILL NICHT WEG! Egal wie sehr mich die Boda-Fahrer nerven mit ihrem ununterbrochenen Rufen, wie

„He, Muzungu!!“

„I take you?“

„We go?“ – „Where to?“

„Hey, you are my size!“

„Hey sweetie, i love you!“

„I want to marry you!“

„Sweetheart, you are beautiful!“

und egal wie oft ich einfach keine Lust habe auf dem Weg zur Arbeit dreißig Leuten zu antworten, wie es mir geht, wenn sie fragen „How are you? How is life? How is it?“. Aber ich denk doch schon ziemlich oft daran, wie still es sein wird, wenn ich in Deutschland durch die Straßen gehe. Auch wenn das „How are you?“ hier nicht wirklich eine Frage danach ist, wie es dir geht, ist es doch eine Begrüßung, die man unzählige Male am Tag verwendet und die für mich eigentlich nur Offenheit für Gespräche und Interesse am Rest der Menschen zeigt. Egal, wie genervt ich manchmal auch sein mag, ich weiß, dass ich dieses wenn auch oberflächliche Kommunizieren mit den verschiedensten Menschen eigentlich ziemlich hoch schätze und vermissen werde. Ebenso wie die Selbstverständlichkeit, jeden Tag Einkäufe auf dem Markt zu erledigen, wo ich mir mein Gemüse nicht in Plastikverpackungen kaufe, sondern mir Tomaten und Karotten sogar noch selber aussuchen kann und weiß, dass sie gestern erst aus der Erde gezupft wurden!

Es ist für mich auch immer wieder ein bombastischer Anblick, die Kuhherden mit ihren gigantischen Hörnern zu sehen, wenn ich auf dem Nachhauseweg bin und manchmal ehrlich gesagt ziemlich Respekt habe, wenn 30 wunderschöne Kühe mit meterlangen Hörnern auf mich zukommen. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich hier die vielen Ziegen sehe, die frei durch die Gegend laufen, allerdings kann ich ihr Meckern manchmal immer noch nicht von dem Schreien eines kleinen Kindes unterscheiden, wodurch ich oft der fälschlichen Annahme unterliege, irgendwo wird ein kleines Kind geschlachtet.

Mir fällt auch immer wieder auf, wie gern ich es mag, auf nicht-asphaltierten Straßen zu laufen, egal über wie viele Schlaglöcher ich stolper und wie viel Dreck mir an trockenen Tagen wegen entgegenkommenden LKW’s ins Gesicht fliegt.

Naja, aber jetzt mal Schluss mit dem sentimentalen Teil. Eigentlich will ich damit nur meine aktuelle Gefühlswelt verdeutlichen und zwar, dass es hier wunderschön ist und unmöglich schon 8 Monate vergangen sein können?!

 

Was ich die letzte Zeit so gemacht habe… Nun ja, wir waren im Babies Home. Mehr fällt mir momentan nicht ein, außer, dass wir unsere Wochenenden nachwievor gerne an den Seen verbringen : )

Aber eigentlich hängen wir momentan von morgens bis abends bei den Kids und genießen die Zeit. Anfang des Monats haben wir Spiegelfolien in jedem Haus aufgehängt, da die Kids sich nie im Spiegel sehen und wir dachten, es wäre ja mal ganz sinnvoll für sie zu wissen, wie sie aussehen. Die Folien waren nicht wie erwartet „normale Spiegel“, sondern man sieht sich vollkommen verzerrt darin und was freut die Kleinen natürlich noch mehr als sich selber zu sehen? – Ein vollkommen bescheuerter Anblick, wenn man an dieses Stück Folie an der Wand guckt. Stundenlang standen sie vor dem Spiegel und haben sich gekringelt vor Lachen. Nach zwei Tagen waren 90 Prozent der Spiegel bereits mit Milchbrei beschmiert, zerkratzt und angesabbert und es wird vermutlich nicht mehr allzu lange dauern, bis die ersten Spiegel nicht mehr hängen, aber es hat sich gelohnt!

Ein anderes Highlight war, als wir das erste Mal eine Slackline im Babies Home aufspannten. Schon der Versuch das Ding aufzubauen brachte einige Schwierigkeiten mit sich, wie man auf den Fotos unschwer erkennt, da alle Kinder tatkräftig mithelfen wollten. Allerdings war die Tatsache so eine Leine im Babies-Home-Garten aufgehängt zu haben für alle das reinste Fest. Das Schöne war, dass sogar die Mütter versuchten auf der Slackline zu laufen oder lachend zusahen. Nach kurzer Zeit wurde die Leine allerdings für unzählige andere Zwecke umfunktioniert unter Anderem diente sie als Trampolin. Das war ziemlich cool, weil wir so auch John, der eigentlich ja nicht laufen kann, auf die Leine setzten und er hoch und runter wippte, während die anderen Kids riefen „Johnny up, Johnny down!“ – Es war echt ziemlich beeindruckend, wie umsichtig und hilfsbereit die Kinder miteinander umgehen, vor allem, wenn ein behindertes Kind mitspielt.

Ja, momentan scheinen irgendwie nicht nur wir, sondern auch die Kids ziemlich motiviert zu sein.

Mittlerweile verläuft es sogar immer friedlicher, wenn Lisa und ich ihnen Stifte und Papier in die Hand drücken! Zugegebenermaßen versuchen sie immer mal wieder sich gegenseitig mit den Stiften aufzuspießen oder Wände zu bemalen, aber größtenteils bringen sie doch Farbe auf die Blätter!

Wenn ich also in einer Woche meinen 20sten Geburtstag antrete wird’s mir glaube ich eine ziemlich große Ehre sein, dass mit allen lieben Menschen des Babies Homes und natürlich mit Lisa zu tun! =) (auch wenn ich etwas wehmütig an die vergangenen Jahre mit euch und an die Torten von Mama denken muss ;) - an dieser Stelle: Hallo Mama! =))

 

Hier noch ein kleiner Aufruf zum Schluss, der mir echt sehr doll am Herzen liegt. Wie ich bereits schon mal in meinen Blog geschrieben habe wurden die Spenden, durch die das Babies Home lebt um DIE HÄLFTE gekürzt. Das ist nachwievor ein riesiges Problem und wir freuen uns über jede noch so kleine Spende. Außerdem haben einige unserer Kids bereits einen eigenen Sponsoren, also Jemanden aus einem anderen Land, welcher die Kosten für eine Schulausbildung, ärztliche Behandlung etc. trägt, im Gegenzug erhält er Berichterstattung und Fotos von dem Kind. Wenn ihr also gerne solch eine Patenschaft für eins (ooooder mehrere) unserer Kids übernehmen möchtet oder Jemanden kennt, der rein zufällig zu viel Geld hat, dann schreibt mir bitte eine Mail oder kontaktiert mich sonst wie. Die Kids hier sind wirklich Klasse und das Babies Home ist unterstützenswert!

P.S.: Die Strecken, die Dongo täglich zurücklegt werden immer länger – nächsten Monat läuft er garantiert ohne meine Hilfe! : )

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Di

02

Apr

2013

Urlaubszeit in Uganda

Hallo.

Ich will mal ein bisschen was von meiner „freien Urlaubszeit“ hier in Uganda erzählen, in der ich ja für dreieinhalb Wochen Besuch von Tim hatte.

Naja, die wohl zutreffensten Eigenschaften für den Monat März2013 sind die, dass er zum einen der Schönste, ja wirklich allerschönste Monat war, den ich bisher hier hatte und zum Anderen, dass er noch schneller (Oja, viel zu schnell…) umgegangen ist, als die Anderen (Obwohl ich das für kaum möglich hielt).

Nachdem Tim um 4 Uhr morgens vollkommen fertig am Flughafen ankam, durfte er drei Stunden später direkt mal mit uns zu einen drei-tägigen Ausflug in den Murchison-Nationalpark aufbrechen : ) Nach dieser Begrüßungs-Safari-Tour, einer Rafting-Tour auf dem Nil in Jinja, bei der ich beinahe dramatisch draufgegangen wäre und ein paar Tagen in Kampala, wurde Tim für die restlichen Wochen mit allem bekannt gemacht, was hier meinen Alltag ausmacht: Fort Portal mit seinen Crater Lakes, Wasserfällen und allem was man sonst noch so tun kann, Einkaufen bei den lieben Leuten vom Markt, ugandisches Essen (was er allerdings unverständlicherweise gut fand) und natürlich verbrachten wir auch viel Zeit bei den Kids im Babies Home die, als Tim und ich ins Home kamen, nicht wie gewohnt auf mich zugestürmt kamen, sondern mich größtenteils eiskalt ignorierten und Tim belagerten. So viel zu dem Thema der Treuherzigkeit kleiner Kinder =P… Nein, es war echt schön und ich habe mich gefreut zu sehen, wie freundlich und offen die Menschen und die Kids ihn empfangen haben.

Außerdem war es für mich grandios, dass ich endlich alles, was ich hier liebe, schätze und was mein Alltagsleben ausmacht mit Jemandem so richtig teilen konnte. Und auch viele Sachen, die mir hier tagtäglich auf die Nerven gehen, wie das Muzungu-Gerufe und die Tatsache, dass man immer angeguckt wird, als sei man ein Außerirdischer, konnte Tim nach den ersten paar Tagen nachvollziehen, wodurch ich jetzt wohl das Privileg habe mich in Zukunft ausgelassen darüber aufregen zu können.

 

Vor 5 Tagen ist er allerdings wieder nach Deutschland geflogen, was an sich mehr als ziemlich Scheiße ist. Außerdem hat es den Nebeneffekt, dass ich mir jetzt wahrscheinlich noch für zwei Monate von jedem die Frage anhören muss, wo Tim denn ist. Es ist hier nämlich irgendwie so, dass wenn man auf eine solche Frage antwortet „Tim ist zurückgeflogen“, die Ugander diese Antwort zwar zu verstehen scheinen, aber nicht wirklich aufnehmen, da sie mir spätestens 24h später die gleiche Frage erneut stellen und über die Antwort äußerst überrascht scheinen.

 

Aaaaber diese Tatsache und natürlich das Fragen der Kinder nach „Timoo“ oder „Timothy“ nehm ich für so ne coole Zeit natürlich gern auf mich! =)

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Do

28

Feb

2013

Nennen wir es: Der ereignisreiche Februar

Halloooo =)

Mhh, wo fange ich am Besten an....

 

Also, wie Einige von euch bestimmt schon mitbekommen haben ging es mir Anfang Februar nicht so prall, da ich einen Abszess unter meinem rechten Arm hatte und schließlich hier in Fort Portal operiert wurde. Das eigentlich Spannende an der ganzen Sache war, dass ich niemals zuvor in Deutschland ins Krankenhaus musste oder operiert wurde. Da ich in den vergangenen Monaten in Uganda schon einige Erfahrungen mit nicht so tollen Krankenhäusern machte, wo ich von Sterilität, Hygiene und Kompetenz der Ärzte enttäuscht wurde, hatte ich nicht allzu große Lust auf die ganze Prozedur, aus Angst irgendetwas könne schief laufen. – Was aber nicht der Fall war. Es war eine lustige, ja irgendwie auch ziemlich verwirrende Situation für mich, die mir wahrscheinlich immer in Erinnerung bleiben wird.

Als ich also in den OP-Saal kam tanzten dort doch tatsächlich 7 ugandische Ärzte in ihren Kitteln zu lauter Musik um den OP-Tisch und luden mich mit einem breiten Grinsen ein mich hinzulegen. Nachdem mein Arm betäubt war fing einer der Ärzte an ein wenig an mir rumzuschnibbeln, während die Assistenten im Hintergrund durch den Raum tanzten, sangen und mich aufforderten ihnen Deutsch beizubringen, wozu ich in diesem Moment nervlich jedoch nicht ganz in der Lage war. Nach einiger Zeit sagte der operierende Oberarzt, ich müsse ihn heiraten, da unsere Babies eine wunderschöne Hautfarbe haben würden und wir ein tolles Leben in Uganda aufbauen könnten. Ich machte ihn jedoch darauf aufmerksam, dass er mich nicht kenne und sich doch bitte darauf konzentrieren solle, was er dort an meinem Arm fabrizierte. Darauf erwiderte er lediglich, er heiße Moses, ich würde ihn jetzt also kennen und unserer gemeinsamen Zukunft stünde nichts mehr im Wege. Außerdem sei es doch viel besser mit einem Oberarzt, als mit einem deutschen Studenten zusammen zu sein.

 

Naja, als das Ganze vorbei war, war ich ziemlich erleichtert und wollte mich der guten Laune der Ärzte anschließen. Ich sah, was diese aus meinem Arm herausgeholt hatten und sagte:“Es ist so wunderschön. Darf ich es mitnehmen?“ – Leider versteht hier wirklich niemand – NIEMAND- meinen schlechten Humor und die Assistenten wollten mir die eklige Schale voller Brühe doch tatsächlich mitgeben ( Ich habe dann aber aufgeklärt, dass das ganze nur ein schlechter Witz von mir war und ich ihnen meinen Eiter gerne überlassen würde).

 

Obwohl der Tag an sich und die darauf folgenden Tage ziemlich scheiße waren, weil ich ständig Pillen in unterschiedlichsten Formen und Farben schlucken musste, muss ich doch unbedingt noch einmal sagen, wie sehr ich die Lockerheit der Ugander zu schätzen weiß (Diese hat mir echt die Angst genommen). Außerdem habe ich erkannt, dass es durchaus gute Krankenhäuser mit sterilen Bedingungen und kompetenten und SUPERFREUNDLICHEN Ärzten gibt, die Vorurteile von „dreckigen Spritzen“ etc. also in den wenigsten der Fälle zutreffen!

 

In den nächsten Tagen war für mich, trotz gnadenlosem Sonnenschein, leider nicht viel mit Schwimmen gehen, aber die Zeit bei den Kiddies im Babies Home hat mich bei Laune gehalten, weil die Kleinen einen dermaßen beanspruchen, dass man besser gar nicht abgelenkt werden könnte =) – Und auch die wunderbare Kameradschaft meiner Projektpartnerin Lisa macht die Zeit hier noch viel schöner! (Außerdem lacht immerhin sie über meine Witze!)

 

Naja, da mein Arm durch die OP zu einem mickrigen, kaum bewegbaren Würmchen zusammengeschrumpft ist (Tschuldigung, aber meine Übertreibungen lassen das ganze höchst dramatisch wirken find ich…), kamen Lisa und ich auf die glorreiche Idee unseren Plan, die Küche des Babies Homes anzustreichen, endlich in die Tat umzusetzen. Durch diese Streichaktion versuchte ich die ursprüngliche Muskelmasse in meinem rechten Oberarm, für welche ich bei euch hoffentlich noch allseits bekannt bin, wieder herzustellen. Somit verbrachten wir die letzten Tage damit die Wand der Küche grün zu bepinseln und Begriffe wie Messer, Topf, Tomate, Süßkartoffel jeweils in Englisch, Deutsch und der einheimischen Sprache Rutooro darauf zu verewigen. Schön zu sehen, wie sich das ganze Babies Home über eine grüne Wand zu freuen scheint! =)

 

So viel zu dem letzten Monat und der Leichtigkeit der lieben Ugander.

Das war jetzt auch erst einmal für einige Zeit der letze Bericht von mir, da ich im März ziemlich hohen Besuch aus Deutschland erwarte, wodurch es für mich kaum möglich ist, meine Aufmerksamkeit auf Dinge wie Blogeinträge zu richten…

Aaaaber dafür wird der nächste Bericht bestimmt umso länger!

 

Also, macht es gut! Ich wünsche euch einen schönen und hoffentlich wärmeren Frühlingsbeginn.

 

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Sa

09

Feb

2013

Son bisschen Leben hier : )

Halli Hallo.

Jetzt ist es also tatsächlich so, dass die zweite Hälfte von meinem „Uganda-Jahr“ für mich schon angebrochen ist, das ist ziemlich deprimierend, aber gleichzeitig wurde uns auf unserem Zwischenseminar noch einmal klar, dass uns das, was wir bisher schon alles erlebt haben, niemand mehr nehmen kann und ich muss sagen – das ist ziemlich viel! =)

 

A propos Zwischenseminar. Wir waren im „Banana Village“, eine echt schöne Jugendherberge (oder sowas in der Art) in Entebbe. Den lieben langen Tag liefen Hühner und vor allem massenweise Affen um unsere Hütten herum, es war echt wunderschön und unglaublich idyllisch – völlig abgelegen und nur 20 Minuten zu Fuß zum Viktoriasee.

Allerdings wurde ich direkt am ersten Tag bereits zwei Mal von einem ach so süßen kleinen Äffchen angeschissen und auch der Hahn, der andauernd um unser Zimmer schlich krähte jeden Morgen ab halb 6 im 2-Minuten-Takt, aber wegen meiner Großherzigkeit für Tiere habe ich die Idee ihn zu schlachten und über dem Lagerfeuer zu braten schnell wieder verworfen.

Das Essen im „Banana Village“ war einfach unglaublich. Ich denke jeder von euch würde meine Euphorie verstehen, wenn er nach 6 Monaten Reis, Bohnen und Matooke-Matsch wieder Nudelauflauf mit Käse überbacken serviert bekommt ;)

Ehja.. also so viel dazu. Kommen wir zum Wesentlichen. Was wir auf dem Seminar getan haben war Folgendes: Essen (wie schon erwähnt), Schlafen, Reden und natürlich Diskutieren ohne Ende, es war wahrhaft anstrengend und manchmal konnte man seine Aggressionen kaum verbergen, wenn zum dreißigsten Mal das Gleiche gesagt wurde.

Wie auch immer, alles in allem tat es richtig gut die anderen Freiwilligen noch einmal wiederzusehen. Wir haben uns über alles ausgetauscht, was uns so beschäftigt, sei es die Gewalt an Kindern hier, die Rolle für uns als Weißer im Land, Sinn und Zweck unseres Weltwärts-Dienstes oder einfach kulturelle Missverständnisse, die wir bisher erlebt haben. Besonders gefreut hat mich allerdings, dass das Thema über Gewalt in unseren Projekten ausgiebig besprochen wurde, da uns die „Erziehungsmethoden“, die wir hier sehen (und akzeptieren müssen) manchmal an unsere Grenzen stoßen lassen. Wir haben mit unserer Seminarleitung nach Lösungen gesucht, die wir im nächsten halben Jahr nun versuchen umzusetzen, um den Menschen hier vielleicht näher bringen zu können, dass man bei Kindern mehr zerstört, als ihnen irgendetwas beizubringen oder begreiflich machen zu können, indem man sie schlägt.

 

Obwohl wir nur 8 Tage auf dem Seminar waren konnten wir es kaum erwarten wieder bei unseren Babies im wunderschönen Fort Portal zu sein, was schlicht und einfach unser Zuhause geworden ist. Trotz einiger gesundheitlicher Probleme geht es uns also wieder richtig gut, wir freuen uns jetzt einige Aktionen mit den Kids zu starten, die wir uns auf dem Seminar überlegt haben! =)

 

Wie ich von vielen schon gehört habe plagen sich Einge von euch mit ner Grippe herum, das tut mir äußerst Leid. Hier ist es viel zu heiß und ich wünsche mir ab und zu mal ein bisschen Schnee oder einfach einen richtig kalten Tag, wo man wieder im Pulli rumlaufen muss, aber meine Wünsche werden nicht erhört. Naja, man will ja bekanntlich immer das, was man nicht hat! ;)

 

Liebste Grüße aus dem wirklich tollen Fort Portal! =)

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Sa

19

Jan

2013

Neues Jahr in Fort Portal :)

Hallöchen zusammen =)

Erst einmal ein schönes, gesundes Jahr 2013 euch allen! Ich dachte ich schreib hier mal wieder ein bisschen, was bisher im neuen Jahr so passiert ist.

Zuallererst wäre da unser dreitägiger Ausflug in den Queen Elizabeth Nationalpark, aber darüber kann ich eigentlich nur sagen: Es war geil! Ich musste irgendwie versuchen eine kleine Auswahl an Fotos rauszupicken, weil es einfach zu viele tolle Fotos gibt, aber ich denke der kleine Einblick sollte für einen ungefähren Eindruck genügen =P Ich bin während der Tage im Nationalpark zu der glorreichen Erkenntnis gekommen, dass ich in meinem nächsten Leben gerne ein Hippo wäre, die letztendlich den ganzen Tag nichts Anderes tun als zu schlafen, zu essen und aufeinander rumzuhängen =)

Die Zeit fliegt hier echt irgendwie… Nächste Woche beginnt schon unser 8-tägiges Zwischenseminar, was bedeutet, dass schon fast Halbzeit ist, aber wir sind hier Meister im Verdrängen =D

Vor ein paar Tagen waren Lisa und ich mit den größeren Jungs des Babies Homes bei einem nahegelegenen Hotel schwimmen, es war wirklich ein ziemlich genialer Tag: Picknick, Pool, Trampolin und eine Handvoll aufgedrehter Kids, die nur Blödsinn im Kopf haben. Als die Jungs dann plötzlich anfingen alle Stühle in den Pool zu stellen und ihre eigene kleine Poolparty zu schmeißen, kam nach einiger Zeit die Hotelmitarbeiterin herausgerannt und schaute aggressiv, warum Lisa und ich nichts unternahmen, aber wir waren viel zu sehr damit beschäftigt die ganze Szene zu fotografieren. Wir fanden es ziemlich lustig und werden den Leuten dort bestimmt noch öfter mal einen Besuch abstatten.

Ansonsten ist es hier momentan richtig heiß und wir verbringen am Wochenende oft mal ein paar Stündchen an einem der wunderschönen Crater Lakes in der Umgebung (Bilharziose lässt grüßen ;)). Neben ständigem Sonnenbrand oder Sonnenstichen ist der Vorteil an dem Wetter, dass man die kalte Dusche gerne hinnimmt und wir uns insgeheim einen Ast ablachen, dass ihr in Deutschland frieren müsst =)

 

Über die Arbeit im Babies Home kann ich eigentlich nur sagen, dass ich nachwievor jeden Tag mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause gehe, weil es einfach das Schönste ist von lachenden Kindern begrüßt und verabschiedet zu werden.

Ich versuche momentan mit Dongo laufen zu lernen, wobei ich allerdings immer wieder feststelle, dass er nicht ansatzweise so motiviert ist wie ich und sich lieber durch die Gegend tragen lässt, aber vielleicht werde ich ja in naher Zukunft von irgendwelchen Fortschritten berichten können, ich bin da optimistisch ;)

So, das war’s fürs Erste, ich schicke euch ein bisschen Sonne rüber für die ganz kalten Stunden =)

 

„Es muss die Unschuld sein, die Unschuld der Kinder oder all derer, die sich ein kindliches Gemüt bewahrt haben, die Unschuld, mit der sie für wahr halten, was sie hören und die die Last des Lebens aus ihrem Herz verdrängt.“ (Annette Döbrich)

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Sa

22

Dez

2012

Weihnachtsparty im Babies Home =)

So, ihr Lieben! =)

Ich wollte euch eigentlich nur schnell wunderbare Weihnachtstage dort im kalten Deutschland wünschen.

Wir haben hier die „Haupt-Weihnachtsparty“ schon hinter uns nämlich die Feier im Babies Home. Es war ein voller Erfolg und ein wunderbarer Tag!

Anfänglich hatten Lisa und ich etwas Zweifel, ob die Kids unser Essen auch mögen würden, denn wir hatten die komplette Woche Kekse, Kuchen, 9 Packungen Pudding und Götterspeise vorbereitet. Es blieb NICHTS übrig und ich habe immer noch Zweifel, ob das eine oder andere Kind nicht übertrieben hat und die Mütter nachts noch Probleme bekommen haben, denn es war das reinste Fressfest =D (Ganz so wie ich es aus Deutschland kenne, in diesem Sinne liebe Grüße an meine Familie, ich sehe euch am 26sten schon völlig überfressen bei Oma im Wohnzimmer hängen =) ).

Nachdem zu Beginn ein paar langweilige Reden gehalten wurden, die aber glaube ich niemand so wirklich mitbekommen hat, wurde die restliche Zeit der Party… naja… gegessen =D Und Musik gehört. Und die Kids haben Weihnachtslieder vorgesungen =)

Naja, zurück zum Hauptteil der Party - dem Essen:

Erstmal gab es also Kartoffeln, Fleisch, Obst und massenweise Kekse als Nachtisch. Nachdem die Kids zunächst irritiert von Konsistenz&Farbe des Puddings und der Götterspeise waren, fingen sie dann doch an sich alles freudig rein zu schaufeln und weinten, wenn wir ihnen nicht noch mehr gaben, also hatten wir quasi gar keine Wahl. Achja, und dann kamen noch Kuchen, Popcorn und natürlich die Geschenkvergabe: Jedes der Kids erhielt ein Spielzeug, ein Kleidungsstück und Einige noch ein paar Schuhe. Es war wirklich ein schöner Tag, wir haben so viel gelacht und gefeiert! Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so leicht fällt an Weihnachten nicht in Deutschland zu sein, aber es war ein grandioses Fest mit den Kids und vielen Dankeschöns von den Mothers und der Leitung des Babies Homes, denen wir jetzt allen das Kuchen- und Plätzchenbacken beibringen sollen =D 

Kurz : Die Kinder machen mich glücklich!!

Ich wünsche euch auch ein so unvergessliches Weihnachtsfest und, dass ihr gesund ins neue Jahr 2013 kommt!

So, hier noch ne Handvoll Bilder von einem Bruchteil von dem, was im Dezember noch so alles passiert ist:

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Fr

30

Nov

2012

November in Uganda :)

So, es wird mal wieder Zeit für einen Blog-Eintrag =) Der November hat so Einiges an krassen Erlebnissen mit sich gebracht.

Ich fang mal einfach damit an, dass Mitte November die Prinzessin von Toro geheiratet hat und eine riesige Hochzeitsparty hier in Fort Portal im Königspalast gestiegen ist. Nichtsahnend sind wir also zuerst zu der Kirche und später mit zum Königspalast gegangen, wo eigentlich nur die Royal Family und eingeladene Gäste hineingelassen wurden. Allerdings wurden auch wir durch die Absperrung des Palastes gelassen… weil wir weiß sind. Wir durften also nicht nur bei der königlichen Familie sitzen, sondern auch kostenlos so viel Soda (Cola, Fanta etc.) trinken, wie wir wollten, vom Buffet und von der gigantischen Hochzeitstorte essen. Einerseits habe ich mich wahnsinnig über das (ausnahmsweise) wunderbare Essen und natürlich den Lebkuchen und Zuckerguss in der Torte gefreut, aber andererseits war es ein ziemlich komisches Gefühl nur wegen seiner Hautfarbe „dabei sein zu dürfen“, während die Ugander vom Militär hinter der Absperrung gehalten wurden und die Kinder ihre Arme durch die Zäune steckten und versuchten durch diese hindurch heruntergefallenes Essen aufzuheben. Ich weiß nicht, ob es ein schlechtes Gewissen war, aber ich war erleichtert als wir irgendwann gingen, weil es mich wütend machte zu sehen, wie viele Ugander sich selbst, ihr eigenes Volk, ihre Hautfarbe etc. herunterstufen und „weiße Leute“ anhimmeln. Ich hatte vor diesem Tag nie etwas von der Prinzessin von Toro gehört, lief in Flip-Flops und Arbeitsklamotten zu der Feier und war trotzdem eine Art VIP-Gast, wohingegen viele Einwohner aus Fort Portal extra schöne Gewänder für diesen Tag genäht hatten und erhofften bei der Feier dabei sein zu können, letztendlich aber hinter dem Zaun stehen bleiben mussten. Gar keine Frage, es war ein super spannender Tag, aber seitdem merke ich immer öfter wie erschreckend ich es finde Komplimente für meine Hautfarbe zu bekommen oder zu sehen, dass es auch nicht unüblich ist, dass sich einige Leute hier bleichen lassen.

In der letzten Woche ging dann endlich unsere Tour zum Mount Elgon los!!! =) (Der Mount Elgon ist ein erloschener Vulkan an der Grenze von Uganda im Westen und Kenia im Osten. Sein Krater hat einen Durchmesser von etwa 12 Kilometer - siehe Wikipedia), wo wir und 25 andere Freiwillige den höchsten der fünf Hauptgipfel – Wagagai 4321m – bestiegen. Vier Tage lang wanderten wir, am dritten Tag war Gipfel-Tag =) Ich könnte jetzt versuchen zu erklären, wie wahnsinnig schön die Natur war, aber ich fass mich kurz: Es war traumhaft! =) Die Anreise war, naja, sagen wir kompliziert: Wir fuhren mit einem Matatu, was normalerweise für 14 Personen bestimmt ist - Wir schafften es mit 28 Leuten! =D Zugegebenermaßen haben wir uns gestapelt und manchmal hatte ich schon son bisschen Angst, es könnte meine letzte Fahrt sein, aber was soll ich sagen: Ein Matatu ist halt billiger als zwei und alle UganderLeute auf der Straße feierten als sie ein vollgestopftes „Muzungu-Matatu“ vorbeituckern sahen ;) Nachdem wir in zahlreichen Schlaglöchern steckengeblieben waren, wo wir jedes Mal 20 Minuten brauchten um weiterfahren zu können, kamen wir iiiiiirgendwann in dem Dorf an, wo unser Aufstieg begann=) Es war toll so viele neue, unterschiedliche und interessante Leute kennenzulernen, das Essen, welches die Porter für uns hinaufgeschleppt haben war super =D (ich weiß immernoch nicht, wie die Porter es schafften diese Massen an Gewicht auf ihrem Kopf den Berg hochzutragen – siehe Foto),die Landschaft und einfach die Erfahrung am Ende auf dem Gipfel zu stehen werde ich wohl niemals vergessen. Und das Beste ist, dass wir es echt alle gepackt haben und trotz einigen Problemen mit der Höhenkrankheit alle zusammen den Gipfel erreichten! =) Nachts sind wir zwar fast erfroren, die Luft wurde dünner, je höher wir wanderten und nach einer Woche ohne Dusche haben sich die Menschen auf der Heimreise im Bus von mir abgewendet =D - aber es hat sich mehr als gelohnt! Ich habe versucht ein paar Fotos von den Tausenden, die wir gemacht haben auszuwählen, aber wenn ich zurück in Deutschland bin werdet ihr sie euch alle ansehen müssen!!!

Noch schnell zum Alltagsleben=) - Ich kann mir jetzt schon nicht vorstellen irgendwann nicht mehr ins Babies Home zu gehen und habe die Kids schon wahnsinnig vermisst, als wir nur eine Woche wegen der Wanderschaft nicht da waren. Ich merke mittlerweile, wie lange wir eigentlich schon da sind und wie viel sich in dieser Zeit verändert hat. Viele Kids, die bei unserer Ankunft nicht laufen konnten tapsen jetzt durch die Gegend, andere haben angefangen zu sprechen =) Das beste Beispiel ist natürlich Dongo =D Die erste Wochen im Babies Home war es noch eine echte Herausforderung ihn zu füttern, irgendwann hat es dann einigermaßen super geklappt, bis mir gesagt wurde er solle alleine essen. Momentan katapultiert er seinen Teller jedoch noch quer durch den Raum, bewirft seine Mitmenschen mit dem Essen oder schmiert es sich selbst ins Gesicht, aber ich hab ziemlichen Spaß dabei =D - Und die Ugander nehmen es sowieso gelassen und sagen „Och das wird schon – slowly slowly“.

Vor ein paar Tagen war die Frau des Präsidenten zu Besuch im Babies Home, das war vielleicht ein Akt, alle waren aufgeregt, es wurde dekoriert und über nichts Anderes geredet. Es war wirklich ein guter Tag fürs Babies Home und die „First Lady“ hat eine tolle Rede gehalten, denn anstatt dem Babies Home einfach Spenden zu schenken sagte sie man müsse selber arbeiten und für sich sorgen, anstatt ständig auf Andere angewiesen zu sein, da dies auch das Problem ganz Ugandas sei. Also möchte sie dem Babies Home einen Traktor geben, Kühe um Milch selber herzustellen und diese zu verkaufen, außerdem Hühner und Nähmaschinen, um selber Kleidung zu nähen und noch so Einiges mehr. Genau über diese Selbstständigkeit und Nachhaltigkeit hatten wir einige Tage vorher noch mit der Leiterin des Hauses geredet und gesagt, dass man daran mehr arbeiten müsse.

Beeindruckend fand ich, dass die First Lady trotz ihrer hohen Stellung sehr menschlich und auf dem Boden geblieben ist, viele Fragen (gerade zu den behinderten Kindern im Home) gestellt hat, aber auch Verbesserungsvorschläge und Kritik geäußert hat. Mit ihrer Entscheidung waren alle mehr als zufrieden und für die Kids war ihr Besuch sowieso eine Art kleine Party, weil es an diesem Tag Sodas und Kekse gab =D.

Jetzt beginnt hier so langsam die Trockenzeit (wird echt Zeit!!), also ist nicht so wahnsinnig viel mit Weihnachtsstimmung und Schnee =D Aber ich freue mich schon für die Weihnachtsfeier im Babies Home massenweise Kekse zu backen und Pudding vorzubereiten =)

Soo, das war echt eine Kurzzusammenfassung =D Ich merke schon, wie ich schreibfaul werde, aber ich denke ab und zu werde ich mich immer mal wieder melden =P Lasst es euch gut gehen dort drüben, ich wünsche euch einen wunderschönen ersten Advent und dass ihr nicht im Weihnachtsstress versinkt… und trinkt einen Glühwein für mich mit – oder zwei! =)

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So

04

Nov

2012

Neues aus Uganda =)

So, es wird mal wieder Zeit für einen Lagebericht aus dem schönsten Land der Welt.

Wo fange ich am Besten an =) Babies Home! Es ist nachwievor wahnsinnig schön. Lisa und ich hatten die Idee, den Mothers des Babies Homes jeweils eine Kleinigkeit zu ihrem Geburtstag zu schenken, da die Kids zu viele sind, um jeden Geburtstag zu feiern und wir uns dachten, dass die Mütter für die Arbeit, die sie hier täglich leisten auf jeden Fall mal eine kleine Aufmerksamkeit verdienen =) Es stellte sich allerdings heraus, dass die Sache schwieriger lief als erwartet. Mit Block und Stift bewaffnet wollten wir die verschiedenen Tage notieren, als wir die Mothers allerdings fragten wussten viele ihren Geburtstag nicht oder sagten, sie müssen erst ihre Mutter fragen wann sie geboren sind. Zwar ist auch hier der Geburtstag etwas Besonderes und Wichtiges, allerdings fehlen die Mittel, um eine riesige Party zu schmeißen.

Es kam also der Geburtstag der ersten Mother (Margret) und wir backten in einer Samstagnacht Geburtstagskekse (Der Guard des Babies Homes war sichtlich irritiert, als wir um halb 10 im Stockdunkeln an das Tor klopften und erklärten wir wollen jetzt Plätzchen backen). Am Morgen des besagten Geburtstages verzierten wir die Plätzchen mit Schokoladenglasur und bunten Streuseln und bastelten eine Geburtstagskarte, auf welche wir ein Foto von Margret &Lisa und Margret& mir klebten und brachten die Sachen in das Haus des „Geburtstagskindes“. Wieso ich das alles so genau aufschreibe ist eigentlich nur, weil mich die Reaktion Margrets und ihre Freude wahnsinnig fröhlich gemacht haben. Sie hat sich furchtbar gefreut, besonders über die Karte mit den Fotos =) Und die Kekse überlebten natürlich auch keine 5 Minuten. Die Kids setzten sich alle in eine Reihe und Margret gab jedem ein Stück Keks und auch die anderen Mothers durften sich an den Tellern bedienen. Sie freuten sich dermaßen, dass sie anfingen zu tanzen, zu klatschen, „Party Party“ zu rufen und gefühlte 10 Male Happy Birthday zu singen, es war wirklich ein wahnsinnig schöner Morgen, aber Bilder sagen ja bekanntlich mehr als Worte, also hier ein paar Momentaufnahmen der kleinen „Party“.

Am Wochenende machten wir drei (Lisa, Marian, Ich) eine Fahrradtour nach Kichwamba, einem kleinen Dorf direkt am Ruwenzori-Gebirge und haben dem „Technical College Uganda“ einen Besuch abgestattet, da dort eine Art Fashion-Show anlässlich der Kultur Gala stattfand und ein Freund, welcher als Student des Colleges dort mitwirkte uns eingeladen hatte. Nicht nur die Tatsache, dass die Radtour und der Anblick wie die Berge immer näher kamen bombastisch war, auch die Gala war super, die Studenten hatten sich wahnsinnig gute Kostüme zusammengebastelt, welche die Entwicklung von Kleidung im Laufe der Zeit zeigten. Vor einer Juri und den anderen Studenten als Publikum wurde in den verschiedenen Kostümen und zu Rhythmen der Trommelspieler getanzt. Die Leute hatten’s einfach echt drauf.

Momentan sind wir mitten in der Regenzeit und mindestens einmal am Tag hat man das Gefühl die Welt geht unter, weil es dermaßen schüttet, dass man sein eigenes Wort nicht versteht - für die Ugander ein Grund … einfach nichts zu tun. Aber daran haben wir uns sehr schnell und gerne gewöhnt =P. Allerdings vermisse ich bei diesem kalten Wetter schon mal eine richtig warme Dusche… und leckeres Essen… und Kohlensäure im Wasser… und anderes Klopapier, was nicht die Elastizität von Kaugummi hat!

Aber naja, diese Dinge sind (fast=P) egal, solange man hier immer noch jeden Tag so viel Neues sieht und kennenlernt! =) Mir geht es immer noch bestens und ich hoffe, dass ihr von euch das Gleiche sagen könnt =)

Hier noch ein paar Fotos aus dem "Alltag"

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Di

31

Mai

2022

9 Jahre später

Oh man...

9 Jahre. Und ich entschließe mich dazu, wieder Artikel hier rein zu schreiben.

Dafür gibt es zwei Gründe.

 

Erstens: Ich habe in den letzten Wochen mit einigen lieben Menschen über meinen Blog geredet und selbst auch noch einmal ein bisschen hier gestöbert. Ich musste bei vielen Dingen die ich gelesen habe grinsen. Bei vielen Dingen musste ich weinen. Bei vielen Dingen habe ich gedacht "Wow, stimmt ja - so war das." Aber vor allem ist mir klar geworden, dass ich den Blog 'damals' nicht nur für euch geschrieben habe - sondern auch und vor allem für mich selbst.

Gedanken, Gefühle und Erlebnisse herunterzuschreiben hat mir vielleicht in den letzten Jahren gefehlt. Es ist so viel passiert. Das erneute Blog-Schreiben ist für mich ein Versuch wieder eine Möglichkeit zu finden, Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten.

 

Zweitens: Am Sonntag, 29.05.22 ist Racheal verstorben. 

Ich weiß nicht genau, warum mich das so unglaublich mitnimmt, aber das tut es. Racheal war eines der glücklichsten Kinder, die ich jemals kennengelernt habe. Die Anschaffung eines Rollstuhls für Racheal war der erste Grund, warum ich je um Spenden von euch gebeten habe.

Racheal war verdammt noch mal ein Sonnenschein - für mich und für das gesamte Babies Home.

Die Arbeit mit ihr war ein wesentlicher Grund für mich, das Sonderpädagogik-Studium zu starten.

Ich weiß, dass Racheal oft schlimme Schmerzen hatte. Viele Krankenhaus-Besuche habe ich gemeinsam mit ihr unternommen. 

Nach einigen Tagen konnte sie aber immer wieder lachen. Und alle haben sich stets mit ihr gefreut.

Ich bin glücklich, dass Racheal keine Schmerzen mehr haben muss und ich bin dankbar dafür, dass sie so vielen vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Sa

10

Aug

2013

Abschied

„Ich schätze mal so ist Abschied nehmen immer – wie der Sprung von einer Klippe. Das Schlimmste ist, sich dazu durchzuringen. Sobald man in der Luft ist, kann man nichts weiter tun als loslassen.“ (Lauren Oliver)

 

Ja, so ist das wohl und beschreibt meine momentane Lage eigentlich ziemlich genau…

 

Morgen findet unsere Abschiedsfeier im Babies Home statt, wo wir die Kinder noch mal so richtig mit Keksen, Kuchen, Pudding und allem was süß ist und Spaß macht, vollstopfen.

 

Am Dienstag ist dann mein letzter Tag im wunderschönen Fort Portal, bevor ich Mittwoch den Rückflug antrete und mit der bisher wertvollsten, grandiosesten und erlebnisreichsten Reise abschließen muss...

„Der Abschied ist die Geburt der Erinnerungen…

…. Und Erinnerungen sind Wärmflaschen fürs Herz.“ (Rudolf Fernau)

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Mi

24

Jul

2013

Die letzten Tage in Fort Portal…

Hallo alle Menschen, die das hier lesen.

 

Auch wenn meine Zeit hier immer weniger wird habe ich das Gefühl, die Erfahrungen die ich mache sind dafür umso zahlreicher und prägender für mich…

 

Im Babies Home versuchen Lisa und ich, die Zeit, die uns noch verbleibt, auszuschöpfen und mit den Kindern zu genießen (siehe Fotos des letzten Eintrags). Wir malen, machen Musik, laufen Slackline, schminken uns oder lassen die Kids stundenlang hinter Seifenblasen her rennen. Ich muss sagen, ich werde echt nicht müde, den Großteil meiner Zeit bei den Kindern zu verbringen. Außerdem haben Lisa und ich viel zu tun mit kleinen Abschiedsgeschenken und der Planung einer gemütlichen Abschiedsfeier, für die es ja bald Zeit wird…

Am letzten Wochenende hatte ich endlich einmal die Chance zu einer traditionellen ugandischen „Introduction“ zu gehen, zu welcher uns eine Freundin einlud, obwohl weder Lisa noch ich Braut oder Bräutigam kannten. Uns wurde sogar jeweils ein traditionelles Gewand besorgt, was zwar ziemlich chic und angemessen war, allerdings haben Lisa und ich vollkommen versagt, denn wir bewegten uns in den Teilen wie zwei hilflose, dicke Klötze und hatten es auch nicht wirklich drauf die Dinger richtig um uns herum zu binden… somit blieb uns lediglich die Lösung uns einfach so wenig wie möglich zu bewegen. Soviel also zu unserem Dresscode während dieses Events.

 

Die „Introduction“ bedeutet, dass der zukünftige Ehemann einer Frau den Vater der Braut davon überzeugen muss, dass er seiner Zukünftigen genug „bieten“ kann. Es wurden unzählige Getränke-Kästen, welche von Angehörigen des Bräutigams herbei getragen wurden vor dem Vater der Braut abgestellt. Außerdem riesige Behälter gefüllt mit dem traditionellen, selbstgebrauten, ugandischen Bananenbier. Der Vater der Frau probierte es um zu entscheiden, ob es süß genug war und der Bräutigam diese „Probe“ bestanden hatte. Während der gesamten Prozedur (insgesamt dauerte die Introduction 6 Stunden) wurde ich Zeuge unzähliger Bräuche und Traditionen, welche ich zwar größtenteils nicht verstand, aber sehr schön und interessant fand. Der gegenseitige Respekt zwischen den Familien war deutlich zu spüren und ich bin froh, dass ich die Chance hatte diese Erfahrung machen zu dürfen. Es war ein toller Tag.

Allerdings wird mir momentan auch oft klar, wie viele traurige oder völlig unverständliche Dinge wohl oder übel in meinen Alltag hineinplatzen…

 

Eines der einschneidensten Ereignisse in meinem gesamten Uganda-Jahr erlebte ich in der letzten Woche. Vielleicht erinnert ihr euch an meine Erzählungen über den Einbruch in unser Haus zu Beginn meiner Zeit hier. Solche Diebstähle haben sich immer wieder (insg. 7 Mal bei uns) wiederholt und auch unsere gesamte Nachbarschaft blieb von Hauseinbrüchen nicht verschont.

Vor einigen Tagen meldete sich die Polizei aus unserem Viertel und teilte mit, dass die Diebe gefasst seien. Die „Opfer“ der Einbruch-Serie (also wir) sollten unverzüglich zu der Polizei-Station kommen, welche im Übrigen aus zwei kleinen Blechhütten auf einer Wiese inmitten unseres Viertels besteht. Die Verhörungen der einzelnen Männer bestand darin, dass diese auf dem Boden in einer der Blechhütten kauerten, während die Polizisten mit Stöcken auf sie einschlugen um ein Geständnis zu erreichen. Jeder x-beliebige Fußgänger durfte vorbeikommen, um  dies alles zu beobachten oder auf die Schuldigen zu spucken. Einmal schlug eine Polizistin so hart mit dem Stock auf den Kopf eines Mannes, dass der Stock zerbrach und eine Platzwunde auf der Stirn hinterlassen hat. Nachdem die rund 20 Männer einzeln derartig „verhört“ wurden schubste man sie, so entstellt und verletzt sie waren, in die zweite Blechhütte und kettete sie an dessen Wände. Den Großteil der Zeit verbrachte ich außerhalb der Hütten und versuchte die Geräuschkulisse zu ignorieren, scheiterte bei diesem Versuch jedoch. Einer der Polizisten stellte mir einen der Männer gegenüber und sagte zu diesem „Schau sie an! Diesem Mädchen hast du ihr Eigentum gestohlen!“ – Weder ich, noch der Mann nahmen Blickkontakt auf.

 

Ich weiß nicht genau, was dieser Tag in mir auslöste, aber was mir nicht mehr aus dem Kopf geht sind die Schreie der Männer, das Lachen der Polizisten und wie diese ihre Macht und Überlegenheit genossen. Die Polizei ist doch dafür da um Gerechtigkeit im Namen des Rechtes zu schaffen. Aber inwiefern lassen sich Recht und Gerechtigkeit überhaupt vereinbaren?! Hat man das RECHT diese Menschen für den Diebstahl unserer Laptops oder sonstigem Eigentum derartig zu misshandeln und zu entwürdigen? Wer entscheidet eigentlich welche Menschen „böse“ oder „gut“ sind?!

 

„GUTES kann NIEMALS aus Lüge oder Gewalt entstehen.“ (Gandhi)

 


… Bei allem was ich erlebte und auch noch in den verbleibenden 3 Wochen erleben und sehen werde, bin ich unendlich dankbar Jemanden zu haben, der sich mit mir freut oder aufregt, lacht oder wütend über Dinge ist oder einfach eine Pizza mit mir isst, wenn alles doof ist (-:

 

 

 

Macht es gut, bald werd ich euch alles persönlich erzählen können ;)

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Di

16

Jul

2013

Pictures in mind (-:

Hallo.

 

Es ist großartig hier !! Jawoll, das ist es wirklich.

Noch ein paar Fotos für euch und das war's dann schon von mir dieses Mal...

 

Sorry, mehr Text kann ich momentan nicht entbehren, dafür gibt es in letzter Zeit zu viele besondere Momente, die ich beschreiben könnte.

 

Genießt die Sonne ihr Lieben!

 

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Sa

22

Jun

2013

Phantasie ist wichtiger als Wissen…

 

… merke ich an jedem neuen Tag, den ich mit den Kindern verbringe und an dem ich sie dabei beobachten darf, wie sie jeden nur möglichen Gegenstand zweckentfremden oder zu allem anderen als dem eigentlichen Gebrauch verwenden…

 

Momentan bin ich ja alleine im Babies Home, da Lisa gerade ihre Urlaubstage in Anspruch nimmt, was für mich bedeutet, dass die doppelte Menge an Kindern auf mir herumspringt, weil mir niemand mehr dabei hilft sich von ihnen belagern zu lassen (FÜHL DICH SCHLECHT LISA!).

Ich ergebe mich den Kleinen also ehrfürchtig und versuche allen Wünschen nachzugehen, die sie mir gegenüber äußern. Besonders häufig bekomme ich „Tilisa Penniii“ zu hören, wenn ich durch das Tor des Babies Homes trete, was soviel bedeutet wie „Theresa, Stift!“, womit sie wiederum ausdrücken wollen, dass sie Kreide  malen möchten. Das heißt jedes Mal ein Highlight für sie, eine Attraktion für mich und naja… viele schmutzige, angemalte Kinder für die Mütter zum Saubermachen. Da es ja verständlicherweise viel zu langweilig ist einfach auf den Boden zu malen, kam Isingoma auf die glorreiche Idee sich selbst zum „Muzungu“ umzuwandeln und weiß anzumalen. Während ich also vergeblich versuchte ihm zu erklären, dass er doch bitte weiterhin schöne, kreative Dinge auf den Boden zaubern solle, fing Nabaasa an die Kreide zu essen, während zwei andere Kids das Auto unserer Chefin anmalten. Aber was hätte ich tun sollen? Die Kleinen in ihrer kreativen Phase unterbrechen und damit ihre künstlerische Freiheit eingrenzen? Nein, das habe ich nicht verantworten wollen, wo doch jeder weiß, dass man Kindern ihre Freiräume lassen muss. Also tat ich vollkommen überrascht, als die schockierte Leiterin bemerkte, dass ihrem Auto ein neuer Anstrich verliehen wurde, lachte mir allerdings insgeheim ins Fäustchen und freute mich über das Lächeln, was mir die Kids somit schon am frühen Morgen ins Gesicht gezaubert hatten.

 

Nein, es kann einfach nicht langweilig werden mit diesen Kindern. Man hat entweder tierisch viel Spaß und kann über sie lachen, muss irgendjemanden trösten oder bewahrt sie davor, sich selbst zu zerstören, indem sie jegliche Dinge die sie finden in den Mund nehmen und versuchen zu essen.

Erst vor zwei Tagen fand es Roggers unglaublich lustig eine Plastiktüte, die er aus dem Müll geklaut hatte über den Kopf zu ziehen und als Hut zu nutzen, bis die anderen Kids sie ihm grinsend übers Gesicht zogen und er realisierte, dass es gar nicht so lustig war ohne Sauerstoff durch die Gegend zu laufen. Die Tüte wurde somit als Spielzeug abgeschrieben...

...bevor Roggers die Tüte zum Verhängnis wurde..
...bevor Roggers die Tüte zum Verhängnis wurde..

 

Ich habe also versucht den Kleinen weniger risikoreiche Dinge zum Spielen zu geben, schnappte mir ein paar Handpuppen in der Absicht ein Puppentheater anzuzetteln. Als die Kinder allerdings die sprechenden, sich bewegenden Figuren auf meiner Hand sahen fingen sie panisch an zu schreien, zu weinen und wegzulaufen. Ich war so verwirrt und überrascht über diese Reaktion, dass ich mit allen Mitteln versuchte sie davon zu überzeugen, dass Handpuppen ziemlich cool sind. Man kann sich das so vorstellen: Viele kleine Kinder die schreiend wegrennen, während ich böse lachend und voller Schadenfreude mit einer Kasperle-Handpuppe hinter ihnen her laufe.

Habe letztendlich aber akzeptiert, dass ich die Einzige bin, die auf Handpuppen steht…

 

Oh man, es geht mir so gut!!!! Ich kann den lieben langen Tag viele kleine Kinder quälen und habe dazu noch Dauer-Sonnenschein.

 

Momentan ist es hier allerdings so heiß und trocken, dass die meisten Menschen (vor allem die Boda-Fahrer) OP-Masken tragen, da man ununterbrochen und zwangsläufig den roten Staub von den nicht-asphaltierten Straßen einatmet… aber ansonsten bin ich höchst zufrieden was das Wetter angeht und freue mich, dass ihr in Deutschland anscheinend nun auch von dem einen ins andere Extreme gerutscht seid.

 

Hier ist in den vergangenen Wochen Einiges passiert.

Drei Kinder unseres Homes wurden adoptiert. Da ich mich mit einer Adoptivmutter besonders gut verstanden habe und viel Zeit mit ihr verbrachte, durfte ich den enorm schwierigen Prozess der Adoption genau miterleben und habe jetzt sogar Kontakt zu der zuständigen Adoptions-Organisation in Amerika. Als „freiwillige Mitarbeiterin“ schreibe ich nun Berichte über die Persönlichkeiten unserer Kinder und kann somit vielleicht helfen Familien zu finden…

Neben der Tatsache, dass also drei unserer Jungs nun eine richtige Familie haben, hat es endlich geklappt, dass ein Rollstuhl für eins unserer behinderten Kinder besorgt werden konnte, auch wenn der Transport mit einem Boda für einige blaue Flecken auf meinen Oberschenkeln sorgte… an dieser Stelle noch einmal Danke an all‘ die Menschen, die uns mit ein bisschen Geld unterstützen!!! : -)

Neben der Rollstuhl-Anschaffung sind wir zudem mittendrin in unserer „Kissen-Produktion“.

Da keins der Kinder ein Kissen im Bett hat sind wir dabei Mini-Kissen im Mädchen-\Jungen-Design mit Namen vorne drauf anzufertigen, damit die Kids eine kleine Erinnerung an uns haben werden, wenn wir in weniger als acht Wochen wohl oder übel abhauen müssen…

 

Aber bevor ich wiedermal melancholisch werde, weil mir die Zeit hier wegzurennen scheint, verabschiede ich mich und schicke euch viele fröhliche Gedanken aus meinem Babies Home in Uganda : -)

 

"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." (Albert Einstein)

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